Gesangverein Taunusliebe 1921 Niederjosbach e.V.

Alles Theater bei der Taunusliebe

Eppsteiner Zeitung

Erstellungsdatum: 02.12.2015 - 09:08

Alles Theater bei der Taunusliebe: Schlitzohr Paul und Tante Dieter

Die Theatergruppe der Taunusliebe (stehend v.l.): Heinz Seebold, Hermann Ernst, Dietmar Merkel, Timo Litzius, Gerhard Naschold; sitzend v.l.: Roswitha Lehr, Beate Mühl, Marion Pfeiffer, Natalie Ernst. Foto: ffw

Am vergangenen Wochenende genossen die Gäste des Gesangvereins Taunusliebe einen der jährlichen Höhepunkte des Vereinslebens im Vereinssaal Niederjosbach. Am Samstagabend und Sonntagnachmittag spielte die Theatergruppe der Taunusliebe die Komödie „Tante Dieter“

von Manfred Moll und brachte die zahlreichen Gäste zum Lachen. „Samstag waren mehr Besucher da, aber am Sonntag war die Begeisterung noch größer als am Samstag“, schwärmte Pressewart Gerhard Naschold. Zur guten Laune trug am Sonntag sicherlich auch das riesige Kuchenbuffet im hinteren Teil des Saales bei.

Lachen und Singen gehören zusammen. Zu Beginn der Veranstaltung hatte der gemischte Chor das Publikum mit einigen Wiener Liedern gut eingestimmt. Unter ihrer neuen Dirigentin Solveig Wagner hat der Chor einen Sprung nach vorne gemacht. Seit Wagner im März des vergangenen Jahres den Chor betreut, lässt sie vor allem a-cappella singen, also ohne stützende Klavierbegleitung. „Wir haben dadurch einen richtigen Motivationsschub erfahren“, erklärte der Vorsitzende Stefan Pfeiffer, denn jedes Chormitglied habe gelernt, seine eigene Stimme zu halten. Diese Sicherheit war besonders deutlich beim „Lerchengesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören. Pfeiffer wünscht sich singende Verstärkung vor allem in den Alt- und Bass- und Tenorstimmen. Notenkenntnisse seien nicht erforderlich. „Was man braucht, das erklären wir schon. Wir sind eine nette, offene Gruppe und sitzen auch nach der Singstunde gerne auf ein Gläschen zusammen“, warb Pfeiffer und wies auf die Chorprobe jeden Dienstag von 18.30 bis 20 Uhr im Vereinssaal Niederjosbach hin.

Danach ehrte Roland Häuber vom Sängerkreis Main-Taunus Uli Bauer für 25 Jahre aktives Singen und für ihre aktive Vereinsmitarbeit. Für 40 Jahre fördernde Mitgliedschaft und seine große Hilfsbereitschaft ehrte er Manfred Schlapbach, sowie für 25 Jahre und seine stets helfende Hand beim Dorfplatzfest Edwin Heinz. Der Tenor Bernhard Dürr wurde für 65 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt. Eine Überraschung wartete auf Hermann Ernst. Bürgermeister Alexander Simon und Ortsvorsteherin Andrea Sehr überreichten ihm den Ehrenbrief des Landes Hessen. Simon richtete Grüße von Landrat Michael Cyriax und vom Magistrat der Stadt Eppstein aus. Ernst trat 1969 im Alter von 15 Jahren in den Verein ein, übernahm bereits zwei Jahre später das Amt des Schriftführers. „Und dieses Amt wurde er bis 2011 nicht wieder los“, betonte Simon in seiner Laudatio. Doch Ernst hat mehr als nur eine langjährige Mitgliedschaft aufzuweisen. Er organisiere, helfe an vielen Stellen und vor allem läge ihm Niederjosbach am Herzen, auch wenn er seit über 25 Jahren im benachbarten Niedernhausen wohne.

Bei der Theateraufführung saß Ernst direkt an der Bühne, allerdings eingezwängt in den Holzkasten des Souffleurs. Nicht nur Ernst brachte vollen, körperlichen Einsatz für das Theater. Auch die Schauspieler auf der Bühne zeigten, welch ungeahnte Talente das Theaterspielen zum Vorschein bringen kann. „Man bekommt Mut, seine Körpersprache zu üben und eigene Grenzen zu überwinden“, erklärte Gerhard Naschold, der anschließend als großes Schlitzohr Paul ungewöhnliche Töne schwang. Im Vordergrund der Aufführung standen der gemeinsame Spaß und das Lachen. Das Ehepaar Paul und Walburga Vöckler (Marion Pfeiffer) gönnen sich ein Luxusleben, das sie durch die Rente der bereits seit zwei Jahren verstorbenen Mutter Kunigunde und durch die großzügigen Zuwendungen von Onkel Sam (Heinz Seebold), ihres Bruders, finanzieren.

Sam ist in jungen Jahren ausgewandert und wurde im Ausland durch geniale Geschäftsideen reich. Er hängt sehr an seiner Schwester und erfüllt ihr jeden Wunsch, der durch Paul an ihn herangetragen wird. Egal ob teure Rollstühle, Betten oder Wellness-Urlaube, es gibt keinen Wunsch, für den nicht Onkel Sam Geld geschickt hat, das wiederum zweckentfremdet dem Wohl der Familie diente. Der Betrug lastet schwer auf dem Gewissen der Köchin Rosa Blank (Roswitha Lehr). Auch Tochter Yvonne (Natalie Ernst) ist nicht begeistert über die Gaunereien, mit denen ihr Vater den fernen Onkel Sam schröpft. Alles geht gut, solange Sam im Ausland weilt. Doch zum 80. Geburtstag seiner lieben Schwester Kunigunde überrascht Sam die Familie mit einem Besuch. Damit der Schwindel nicht auffliegt, muss Kunigunde schnellstens zum Leben erweckt werden. Gut, dass die heiratswillige Tochter Yvonne ihren schauspielerprobten Freund Dieter von Mackbergen (Timo Litzius) hat. Der angehende Rechtsanwalt Dieter sträubt sich gewaltig gegen diese Rolle, denn erstens geht es ihm gegen seine Berufsehre und zweitens beschränkt sich seine Bühnenerfahrung auf die Darstellung eines Wildschweins im Freischütz. Doch sein Widerstand erlahmt, als ihm Paul eine perfekt eingerichtete Kanzlei in Aussicht stellt. Der durchtriebene und kreativ denkende Paul beruhigt den jungen Mann: „Wer überzeugend ein Wildschwein spielen kann, der schafft auch die Rolle der alten Kunigunde“.

Doch Onkel Sam ist nicht dumm. Zudem haben sich sein Leibwächter Robinson (Dietmar Merkel) und die Köchin Rosa ineinander verliebt. Rosa erleichtert ihr Gewissen gegenüber Robinson. Am Sonntag musste Regisseurin Beate Mühl kurzfristig in die Rolle des Robinson schlüpfen, was der Liebesszene eine weitere, lustige Note gibt. Derweil redet sich Paul um Kopf und Kragen, um den fehlenden Rollstuhl und die merkwürdige Kunigunde zu erklären. Letztlich treibt Sam den findigen Paul in die Enge, doch die Polizei bleibt Paul erspart. Zur Strafe muss er mit Sam ins Ausland ziehen. Doch kaum hat das Schlitzohr Paul seinen Kopf aus der Schlinge gezogen, denkt er bereits wieder über neue Betrügereien nach.

Nicht nur die Spielfreude der Darsteller brachte das Publikum zum Lachen, auch allerlei Situationskomik trug zur Erheiterung bei. Mit anscheinend perfektem Timing fielen den Herren in der Küche Bestecke zu Boden, gerade als auf der Bühne darüber philosophiert wurde, wozu Männer gut seien. ffw

Zurück