Gesangverein Taunusliebe 1921 Niederjosbach e.V.

Bei den Sängern finden Neubürger schnell Anschluss

Die Taunusliebe ist eine Abspaltung des Gesangvereins Sängerlust 1891. Die Abspaltung wurde seinerzeit durch einen Eklat über die Leistungen des Dirigenten ausgelöst. In der Generalversammlung am 25. Januar 1921 ging es vermutlich hoch her, denn als Folge dieses Streits verließen elf junge Männer kurzerhand den Saal, um noch am selben Abend die Taunusliebe zu gründen.
In den Zwanziger Jahren gehörte Männergesang fest zum gesellschaftlichen Leben. Singen auf hohem Niveau war damals wie heute der Anspruch der Taunusliebe. Der 1921 gegrün­dete Chor trat bereits im Februar 1922 mit einem Wohltätigkeitskonzert so überzeugend auf, dass er laut Chronik einen starken Mitgliederzuwachs verzeichnete. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Preise errungen. Der Wahlspruch der Gründungsjahre lautete: „Suche nach neuen Wegen und neuen Ufern“. Er gilt bis heute. Denn 1979 wurde ein Frauenchor gegründet. 1992 vereinigten sich die beiden Chöre zu einem gemischten Chor. Vorsitzender Gerhard Naschold sieht in dieser Entwicklung auch ein Ergebnis des geänderten Images und des geringeren Stellenwertes von Chorgesang für Männer. Während immer mehr jüngere Frauen Spaß am Gesang entwickeln, sei das Interesse bei jungen Männern eher rückläufig.
Durch ihre Bereitschaft zu Veränderungen hat die Taunusliebe laut Naschold auch schwierige Zeiten gemeistert. „Heute stehen wir wieder vor großen Herausforderungen“, meint Naschold. Den Verein attraktiv zu halten, die Spannung aufrechtzuerhalten und neue Impulse zu geben, darin sieht er seine Hauptaufgaben. Naschold setzt auf behutsame, aber konsequente Verbesserungen. Der Bauingenieur hat durch seine Tätigkeit für die GTZ in der Entwicklungshilfe gelernt, sich auf die unterschiedlichsten Mentalitäten einzustellen. Dazu gehört auch, strategisch zu denken, Visionen zu entwickeln und dann mit viel Einfühlungs­vermögen auf das Ziel hinzuarbeiten. Die Weichen werden sanft, aber konsequent für die Zukunft gestellt. In den vergangenen acht Jahren habe man kontinuierlich moderne Lieder ins Repertoire aufgenommen. Das gemeinsame Konzert mit dem Don Kosaken-Chor Serge Jaroff unter Leitung von Wanja Hlibka lockte Anfang April diesen Jahres rund 280 Gäste in die Kirche St. Michael. „Da haben wir vorher ausgiebig geprobt. Wir singen zwar logischer­weise auf einem ganz anderen Niveau, aber wir wollten trotzdem eine gute Figur abgeben“, verrät Naschold. Der Chor hat 35 aktive Sänger und Sängerinnen, deren Begeisterung für den Chor auch an den geringen Fehlzeiten abzulesen ist. „Wir gehen mindestens einmal im Jahr auf einen Wettkampf. Das gibt uns ein Ziel und erhält im Chor die Spannung und Leistungsbereitschaft“, hat Naschold beobachtet.
Dass bei der Taunusliebe nicht nur gesungen wird, zeigte sich am Wochenende beim Sommerfest auf dem Dorfplatz. Dort halfen auch viele der fördernden Mitglieder. Zusammen mit dem Kinderchor zählt der Verein insgesamt 176 Personen. „Wir sind ein großer, lockerer Freundeskreis dem ganz unterschiedliche Menschen aus allen Schichten angehören,“ führt Naschold aus. Singen alleine reiche nicht, um den Zusammenhalt zu fördern. Ausflüge, gemeinsam feiern oder auch mal gemeinsam basteln, wie für die 775-Jahr-Feier, stärke das Gemeinschaftsgefühl, genauso wie die Proben der Theatergruppe.
„Die Taunusliebe ist ein wichtiger und fester Bestandteil des sozialen Gefüges in Nieder­josbach“, ist Naschold überzeugt, und wer als Neubürger schnell Anschluss finden möchte, hat bei den Sängern einen Anlaufpunkt.
Zum Dorfplatz hat die Taunusliebe eine besondere Beziehung. Schon vor seiner Einweihung 1986 hatte der Verein sein traditionelles Sommerfest von den Wiesen in der Nähe des Bahnhofes auf den Dorfplatz verlegt. Auch beim gemeinsamen Fußballfieber während der Weltmeisterschaft füllte der Verein den gemütlichen Platz mit Leben. Leider spielte beim 25. Sommerfest am vergangenen Wochenende das Wetter nicht mit. Naschold ist dennoch zufrieden. Trotz der starken Regenfälle am Samstag waren konstant 30 bis 40 Besucher auf dem kleinen, idyllischen Platz und am Sonntag gab es fast keinen freien Sitzplatz mehr. ffw

Die Helfer am Grill Manfred Ziss und Heini Fritz (v.li.) hatten vor allem am Sonntag alle Hände voll zu tun. Foto: F. Frerichs-Waldmann

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